Morgengrauen vor der Hexenseehütte

Sunrise Hexensee – Sonnenaufgang im Skigebiet Serfaus-Fiss-Ladis

ea5dc0b4438e477488d51032faba6c2dTirol. Serfaus. Ich muss bekloppt sein denke ich, als um kurz vor sechs der Wecker klingelt. Die warmen Sachen habe ich am Abend bereitgelegt, den Rucksack gepackt. Um 6.30 Uhr ist mit Snowboard unter dem Arm Abfahrt zur Talstation Komperdell und von dort hinauf zur Hexenseehütte im Skigebiet von Serfaus-Fiss-Ladis. Ich habe das Glück, gebracht zu werden. Das erledigt Franz, der, wie sich auf der Fahrt herausstellt, 22 Jahre Wirt der Hexenseehütte war.  Er kennt die Hütte auf 2588 m noch ohne Strom und Wasser und malt mir Bilder von einem traumhaften Tag im Schnee. Jetzt bin ich doppelt gespannt.

Sunrise Hexensee – Blick aus dem Pistenbulli
Sunrise Hexensee – Blick aus dem Pistenbulli

Vom finsteren Tal ins Morgengrauen – Sunrise Hexensee

An der Talstation warten einige Berghungrige auf das Abenteuer „Sunrise Hexensee“, welches in der Wintersaison von der Seilbahn Komperdell jeden Dienstagmorgen angeboten wird. Der Masner Express, eine umfunktionierte Pistenraupe, bietet maximal siebzehn Personen Platz. Mit ihm werden wir hoch in das Masner-Skigebiet gelangen.

Es ist noch stockdunkel, als wir einsteigen. Ein wenig komisch sieht das aus und auch gespenstisch. Die Truppe ist bunt gemischt, Männer und Frauen unterschiedlichen Alters. Kinder sind heute keine dabei. Alle haben sich dick eingepackt. Nicht jeder hat Skiausrüstung dabei. Wer nur schauen möchte, der wird nachher wieder mit ins Tal genommen. Alle anderen packen ihre Skiausrüstung vorn in die Metallkiste, die gleichzeitig der Pflug ist.

Dann geht es los. Wir fahren mit Elmar, der den Masner-Express schon seit zehn Jahren fährt. Routiniert steuert er hinauf ins Skigebiet. Die hellen Scheinwerfer leuchten die Piste vor uns aus, rechts und links des Weges gibt es noch Bäume. Bald nimmt die Vegetation ab und in der ersten Dämmerung werden wunderbare Bergsilhouetten sichtbar. Wir passieren verschiedene Hütten, deren Namen ich nicht kenne. Zumindest jetzt zu dieser frühen Morgenstunde noch nicht. Später werde ich in der einen oder anderen einkehren. Meine Mitfahrer jedoch kennen sich bestens aus. Sie wirken begeistert und genießen.

Die Wege werden steiler und obwohl kein Neuschnee gefallen ist, räumen wir die eine oder andere Verwehung mit weg. Gespenstisch stehen beleuchtete Schneekanonen an den Seiten und berieseln die Pisten. Dann geht es ein Stück bergab. Es vibriert und kitzelt im Bauch. Wir johlen und haben Spaß.

 

Sonnenaufgang  und Frühstück  in der Hexenseehütte

Als wir die Hexenseehütte im Masnergebiet erreichen, wird es hell. Der Schnee reflektiert ungemein und da es keine Bäume hier oben gibt, erinnert die karge Landschaft und unser Raupen-Gefährt ein wenig an eine Mondlandung. Wir steigen über eine kleine Trittleiter aus.

In der Hütte haben Sie uns schon Tee und Kaffee bereitet. Manche wickeln sich in Decken ein, denn noch ist es grimmig kalt. Alle warten auf der großen Terasse sehnsüchtig auf die Sonne, die sich gegen 8.00 Uhr zeigt. Zwar nicht so spektakulär, wie erhofft, aber imerhin. Sie ist da und so wie es aussieht, erwartet uns ein traumhafter Skitag!

Nun geht es hinein in die warme Stube. Dort hat uns der Hüttenwirt bereits den Tisch gedeckt. Speck und Käse gibt es, Joghurt und Müsli und sogar Eier ganz nach Wunsch. Auf einer Bank stehen warme Puschen bereit. Wer friert, wärmt sich nun ordentlich auf.

Ich sitze am Tisch mit Elmar, dem Fahrer, Doris, Manu und einem ortsansässigen Fotografen. Alle drei sind Einheimische, die den Blick auf die Bergwelt genauso genießen wie wir, die Fremden. Sie erzählen mir, dass man auf der Hütte übernachten kann und haben das zum Teil selbst schon getan. Die Hexenseehütte ist abgelegener als die anderen Hütten des Skigebietes. Wer bis hierher kommt, kann am Morgen und Abend noch die Ruhe der Berge finden.

An der Wand hängt ein altes Schwarz-Weiß-Foto von Franz und seiner Frau und zweigt die beiden beim Kochen. Mir gefällt die Hütte und ich stelle mir vor, dass man hier im Sommer super wandern kann.

Sunrise Hexensee - Serfaus Fiss Ladis

Skifahren für Genießer am Masner

Gegen 9.00 Uhr fährt der Masner-Express Retour. Er nimmt Doris und Manu mit ins Tal. Die beiden sitzen tags in den Kassen/Büros der Seilbahnstation. Heute morgen haben sie lediglich einen kleinen Ausflug gemacht. Und genossen, so wie wir alle.

Ich plaudere noch ein wenig mit den Leuten auf der Hütte und starte erst, als die anderen Skifahrer schon los sind.

Jetzt ist alles leer. Für 70 € gehört mir die spektakuläre Auffahrt mit dem Pistenfahrzeug, das gemütliche Hütten-Frühstück und nun das Beste: das Masner-Skigebiet für mich allein! Ich ziehe meine Kurven in der Morgensonne. Der Himmel ist blau und der Fahrspaß unbeschreiblich. Gegen 9.15 Uhr beginnen die Lifte zu laufen. Es wird eine ganze Weile dauern, bis die ersten Skifahrer bis hier oben in das Skigebiet gelangen…

Ich fahre den ganzen Tag und kehre erst am späten Nachmittag ins Tal zurück.

Hier gibt es einen Link mit Film zur Aussicht → https://www.youtube.com/watch?v=v-yh1KoDh3I&feature=youtu.be

Am nächsten Tag treffe ich bei meiner Tour durchs Masnergebiet Elmar wieder. Heute fährt der Masner-Express am Mittag Besucher auf den Berg, die so nicht in das Skigebiet kämen. Viele Senioren sind dabei, aber auch ein Mann, der sich die Hand gebrochen hat. Nach einem Mittagessen in der Hütte, genießen sie die Aussicht und das Beobachten des Skibetriebs. Ein Pärchen erzählt mir vom ersten Besuch in Serfaus vor 42 Jahren. Noch heute kommen sie begeistert immer wieder hierher und noch heute gibt es immer wieder Neues zu entdecken.

Ich darf ein kleines Stück mitfahren und habe das Vergnügen vorn in dem riesigen Gefährt zu sitzen. Der Ausblick ist toll und außerdem erfahre ich noch jede Menge Wissenswertes zum Skibetrieb und über das, was nötig ist, um alles sicher und reibungslos ablaufen zu lassen.

Sowohl die Fahrt zur Hexenseehütte, als auch die Mittagstour mit dem Masner-Express kann ich empfehlen. Da es sich nur um eine geringe Anzahl von Personen handelt, bleibt es angenehm ruhig.  Der Preis mag hoch erscheinen, aber der Gegenwert ist fair.


Sunrise Hexensee (Stand Jan/2020)
Die Tour wird jeden Dienstag von der Seilbahn Komperdell veranstaltet. Karten können an der Kasse der Talstation gekauft werden.
Erwachsene 7770 € / Kinder 62 €
Min. 5 Personen, Max 17 Personen
Die Startzeit variiert jahreszeitlich bedingt.
https://www.serfaus-fiss-ladis.at/de/winter/highlights/sunrise-hexensee

Infos zur Hexenseehütte
http://www.koelner-haus.at/de/die-hexenseehuette/


♦ Wer den früheren Hüttenwirt Franz Althaler und seine Frau erleben möchte, mietet sich vielleicht in einer ihrer Ferienwohnungen ein: Haus Rätia in Serfaus. Ich bin sicher, er hat noch einige Tipps für Euch.

Frühstück Sunrise Hexensee - Serfaus Fiss Ladis
Frühstück Sunrise Hexensee – Serfaus Fiss Ladis

Ich war auf Einladung des Tourismusverband Serfaus-Fiss-Ladis unterwegs. Mehr Berichte findet Ihr hier und hier. – Wie ich meine Zeit vor Ort gestalte, worüber ich berichte und was ich empfehle, obliegt allein meiner Entscheidung.

 

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Charis
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4 Kommentare zu “Sunrise Hexensee – Sonnenaufgang im Skigebiet Serfaus-Fiss-Ladis

  1. Danke für die guten Informationen rund um Ladis. Bei diesen tollen Impressionen möchte man gleich ein gemütliches Appartement buchen. Toll das du sogar im Pistenfahrzeug mitfahren durftest.

  2. Was für ein Aufstieg. In der Frühe würde ich mir das mehrmals überlegen. Ein Freund möchte am Wochenende ein Wellness Hotel in der Nähe besuchen. Er wandert sehr gern. Schnee ist nicht so seine Sache, aber die Berge schon. Ich kann mir vorstellen, dass die Aussicht auch im Sommer wunderbar ist.

  3. Servus Charis!

    Gerade über Twitter entdeckt – sehr cooler Bericht! Macht Lust auf so eine außergewöhnliche Tour!

    Have fun
    Horst

  4. Wunderbarer Bericht, wunderschöne Fotos, wundersames Surfglück – beneidenswert!!!

    Wenn ich noch neidischer sein würde, dann könnte ich zu meiner Beruhigung Erich Kästner zitieren:

    Das Gebirge machte böse Miene
    das Gebirge wollte seine Ruh‘
    und mit einer mittleren Lawine
    deckte es die blöde Bande zu.

    Das Gedicht ist noch länger und endet:

    etwas Gutes aber war dabei:
    am Mittwoch wurden wieder Zimmer frei.

    So neidisch bin ich aber nicht und bitte vielmals um Vergebung für diese Ironie angesichts dieses schönen Bergberichts!

    Andreas, der übrigens einmal Skilehrer war und wegen des ökologischen Wahnsinns des Kunstschnees diese Tätigkeit eingestellt hat.

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