Paco Wrolich - Radkoordinator Kärnten und Radprofi

Radwege in Kärnten – Hilfreiche Tipps von Kärntens Radkoordinator Paco Wrolich

Auf einer Fahradtour durch Kärnten lernte ich im Sommer 2017 Kärntens Radkoordinator Paco Wrolich kennen. Der Ex-Rennradprofi, der im Team Gerolsteiner mitfuhr, begleitete eine kleine Gruppe von Journalisten auf einem Abschnitt des Drauradweges und kurzzeitig auf dem Alpe-Adria-Radweg. Beide Radwege eignen sich sowohl für Einzelpersonen, Paare, als auch für Familien. Sie sind von März bis weit in den Herbst hinein befahrbar. Im Interview gibt Paco zahlreiche Antworten auf organisatorische Fragen und den einen oder anderen Tipp am Wegesrand.

Welche Radwege betreust du als Radcoach für deine Region?

Ich betreue alle Radwege der Region: den → Drauradweg, der Alpe-Adria-Radweg, den Ossiacher See-Radweg, der Faaker See-Radweg und noch ein paar mehr. All diese Radwege kommen hier zusammen.  In Villach spiel sich radtechnisch extrem viel ab.

Dabei ist es so, dass Kärnten geografisch anders als Tirol oder Vorarlberg strukturiert ist. Es gibt hier auch Täler, aber wir haben andererseits extrem weitläufige Gegenden und überall fährt die Bahn entlang. Dort wo die Bahn entlangfährt, haben wir Radwege. Das ist eine sehr gute Ausgangssituation für das Radfahren in Kärnten.

Paco Wrolich
Paco Wrolich

Drauradweg

www.drauradweg.com/de/


Alpe Adria Radweg

www.alpe-adria-radweg.com


Radwege in Kärnten - Grober Überblick
Radwege in Kärnten – Grober Überblick

Worin besteht die eigentliche Aufgabe eines Radkoordinators?

Ich bin Radkoordinator bei der Kärnten-Werbung. Das heißt, ich koordiniere alle Abläufe mit den Regionen, was das Marketing betrifft, was Events betrifft. Ich bin zuständig und verantwortlich für die Mountain-Bike-Struktur, für den Trailbau, für Verbesserungsmaßnahmen entlang des Drauradweges und anderer Radwege, für Lückenschlüsse usw.. Es ist ein weit gefächertes Tätigkeitsfeld.

Gibt es es bestimmte Abschnitte und Radwege in Kärnten, die Gäste besonders gern fahren?

Der Drauradweg wird je weiter man nach Osten kommt, sehr viel weniger befahren, obwohl er für mich, subjektiv gesehen, erst dann richtig schön wird. Aber die Leute starten in Südtirol, fahren nach Lienz in Osttirol und dann löst sich das spätestens hier in Villach und der Umgebung auf.

Aus diesem Grund haben wir uns jetzt eine ganz neue Maßnahme überlegt, ein sogenanntes „Storytelling“ am Drauradweg, wo wir die Geschichte des Drauradweges ganz neu aufgreifen. Wir erklären das Flößertum näher, was früher an der Drau ein wichtiger Wirtschaftsfaktor war. Die Drau war ein wichtiger Verkehrsweg in Kärnten. Es gab keine Bundesstraßen, keine Autobahnen, sondern es fand eigentlich alles am und auf dem Fluß statt. Genau an der Drau entlang, gab es die ersten Bahnstrecken der k. u. k. Monarchie, die z.B. von Zagreb über Maribor bis nach Lienz führte. All diese Sachen möchten wir den Leuten nicht vorenthalten. Wir möchten zeigen, was es links und rechts der Drau alles gibt.

Am Drauradweg in Kärnten
Am Drauradweg in Kärnten

Mit diesen Geschichten möchten wir eine neue Klientel erschließen und auch jüngere Leute für den Drauradweg begeistern. Es soll so sein,dass man zum Beispiel auch Schulausflüge machen kann und nicht zum x-ten Mal auf eine Alm hochgehen muss.

Außerdem sollen die Museen der Region integriert werden und wir suchen den direkten Anschluss zu den bekannten Kärntner Seen. Anfangen muss das natürlich mit dem Weissensee, auch wenn das etwas komplizierter ist, weil er über 400 m höher liegt.  Aber er hat mit 6 km Entfernung den direkten Anschluss zum Drauradweg. Dann ist da der Millststätter See mit 4 km Entfernung, der Faaker See mit 5 km Entfernung und der Ossiacher See, der 4 km vom Radweg entfernt liegt. Zum Wörthersee sind es nur 3 km, der Klopeiner See liegt nur 1, 5 km vom Radweg entfernt.

All diese Sachen wollen wir touristisch besser darbringen und verknüpfen, um dem Gast nicht nur den Drauradweg  mundgerecht herzurichten, sondern ihn zu einem Seitensprung zu animieren. Wir wollen, dass er sich die Seen anschaut, denn das ist das Besondere, was andere österreichische Bundesländer nicht haben, dass der Radweg ganz unmittelbar an den bekannten und schönen See vorbeiführt.

Hast Du selber eine Lieblingsetappe?

Mir gefällt die Etappe 4 von Villach Richtung Ferlach fast am besten. Wir (Anm.: damit ist unsere Pressegruppe gemeint) wechseln hier allerdings schon auf den Alpe Adria Radweg, der hier durch Villach auch hindurch führt.


Etappe 4 des Drauradweges: Rosental – Villach bis Ferlach

www.drauradweg.com/de/


E-Biken ist sehr gemütlich. Hat es auch Nachteile?

Nein. Es gab bis vor zwei Jahren Nachteile aufgrund der geringen Akkukapazität, aber heute und vor allem am Drauradweg verbraucht man so wenig, dass man gar nicht so viel fahren kann, bis die Batterie leerläuft. Das Ladeproblem ist aus der Welt geschafft. Es gibt auch kein technisches Problem, was das Fahren betrifft, weil der Drauradweg sehr flach ist.

Es ist ein Unterschied, wenn man Leute mit dem Mountainbike auf 2500 m hinaufscheucht. Rauf ist kein Problem, aber dann ist der Gast oben, trinkt zwei Bier und muss mit dem E-Bike, was er möglicherweise noch nie gefahren ist, wieder runter. Das kann echte Probleme geben. Hier im Flachen und auf dem Genusssektor sehe ich gar keine Probleme, sondern nur Vorteile.

Wie ist die Tour mit Kinder zu bewältigen?

Bisher ist es ein ungleiches Verhältnis. Die Eltern fahren E-Bikes, die Kinder klassisch. Ich glaube, dass es in  Zukunft auch für Kinder E-Bikes geben wird. Auf der Euro-Bike habe ich schon die ersten E-Bikes für Kinder getestet. Das wird die Zukunft sein.

Haben die meisten Gäste ihre eigenen E-Bikes oder leihen sie diese?

Hauptsächlich wird ausgeliehen. Der Papin (Anm.: ansässiger Fahrradverleih), der uns den gesamten Drauradweg bewirtschaftet, hat 8500 Räder in den verschiedenen Städten stehen. Sie sind an guten Tagen zu mehr als zwei Drittel vermietet, d.h, er verleiht zum Teil Tausende von Rädern pro Tag.


Radverleih Papin Sport

www.drauradweg.com/de/infos-tipps/radverleihe/


Wie liegen die Mietpreise bei Elektrofahrrädern?

Zwischen 24 und 38 €, je nach Fabrikat und je nachdem, was das Rad können muss.

Das beinhaltet auch den Service, wenn etwas defekt ist?

Da ist alles includiert. Beim Papin ist es so, dass ich eine Servicenummer auf jedem Rad hab und wenn ich irgendeinen Schaden hab, den ich selber nicht beheben kann, holt er mich an Ort und Stelle ab. Das kann natürlich etwas dauern, weil er nicht unmittelbar in der Nähe ist, aber in spätestens eineinhalb Stunden sollte er da sein.

Als technische Unterstützung für die Streckenführung bietet ihr Apps an. Nutzen die Leute sie wirklich oder fahren sie doch mit einer herkömmlichen Karte?

Es ist so, dass ältere Leute nach wie vor lieber Karte lesen. Bikeline (Anm.: spezieller Fahrradatlas für Radregionen)  ist das A und O. Da kommen wir nicht drumherum. Deswegen unterstützen wir sie auch, weil es für uns ein ganz wichtiges Orientierungsmittel ist.


Bikeline – Radatlas

www.esterbauer.com/


Wenn man jedoch mit der Zeit gehen will, braucht man eine App. Dort müssen die Servicestätten integriert sein, die Beherbergungsbetriebe, Restaurants, Museen und alles drum herum. Das haben wir alles relativ gut dargestellt und die App kommt gut an.


Drauradweg – App

www.drauradwegwirte.at/app


Wie schaut es mit Gastbetrieben aus, die spezielle Angebote haben?

Wir sind extrem gut aufgestellt, weil wir entlang der Drau 53 Drauradweg-Wirte haben, die speziell für die Radfahrer da sind. Diese Wirte wissen ganz genau, was der Radfahrer erwartet bzw. auch verlangt.

Wenn zum Beispiel die Wäsche gewaschen werden muss und am nächsten Tag wieder gebügelt auf dem Tisch liegen soll, dann ist das gewährleistet. Oder, dass man ankommt und sofort ein Krug Wasser auf dem Tisch steht. Wenn man nur eine Nacht übernachten will, wie der Tagesradler das normalerweise macht, ist das für die Drauradweg-Wirte logisch und selbstverständlich. Akkuladestationen, absperrbare Räume usw. – all diese Klassifizierungs-Richtlinien müssen diese Wirte erfüllen und das machen sie auch.

Gibt es diesen Service auch am Alpe-Adria-Radweg?

Am Alpe-Adria-Radweg  gibt es sehr viele Bed & Bike-Betriebe sowohl in Salzburg, als auch in Kärnten und im Friaul. Die Italiener hinken ein wenig hinterher, aber sie orientieren sich stark an uns und wir geben unser KnowHow gern an sie weiter.

Von wann bis wann geht die Saison?

Wir sind im Vergleich zum Donauradweg oder zum Inntal vom Wetter auf jeden Fall begünstigt. Bei uns geht die Fahrradsaison Mitte März los. Da sind die Radwege schon perfekt hergerichtet und die Saison geht meistens bis Ende Oktober, Anfang November.

Das ist eines unserer großen Ziele: das Radfahren strategisch so aufzubauen, dass wir die Schultersaisonen im Frühjahr und im Herbst noch mit Aktionen stärken.

Ihr habt natürlich vor allem in den letzten Jahren ein tolles Wetter bis weit in den Herbst gehabt!

Nicht nur in den letzten Jahren, sondern eigentlich immer. September/ Oktober sind bei uns in Kärnten traditionell warme Monate und dadurch, dass wir das Wetter vom Süden kriegen, ist das Frühjahr einfach sehr viel früher da.

Wir hatten in der Vergangenheit oft brutal wenig Niederschlag auf den Bergen, d.h. es war dann relativ schnell wieder warm. Das ist dem Klimawandel geschuldet, aber wenn es für uns etwas Positives mit sich bringt, dann das.

Klar und wer dem Winter im Norden entfliehen will, der ist ja dankbar, wenn er ihm entfliehen kann?

Ja und vor allem ist man hier wirklich sehr gut aufgehoben. Selbst wenn das Wetter schlecht sein sollte, ist man in zwei Stunden in Venedig, in eineinhalb Stunden ist man am Meer in Grado. Es sind 1,5 Stunden bis Triest. Der gesamte Alpe-Adria-Raum ist von Kärnten aus unheimlich schnell erreichbar.

Gut zu wissen: In Grado angekommen, kann man sich auf Cappuccino am Meer, italienisches Eis und La Dolce Vita freuen. Daniel vom fernwehblog hat 16 Tipps für Grado zusammengetragen.

E-Bikes am Drauradweg in Kärnten
E-Bikes am Drauradweg in Kärnten

Kann man ungefähr sagen, wie lange die Gäste bleiben, wenn sie hierher kommen, um so eine Tour zu machen?

Der Radfahrer ist generell treu. Das wissen wir aus Studien. Er bleibt etwa 8-12 Tage. Eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt normal 3,6 Tage. Der Radfahrer ist also deswegen so sehr willkommen, weil er in der Regel dreimal so lange bleibt. Es kommt kaum einer nach Kärnten, um nur zwei Tage Fahrrad zu fahren.

Dieser Fakt begründet unseren Druck Richtung Slowenien, dort die Infrastruktur fertigzustellen. Da fehlen noch 12 km und dann haben wir den Drauradweg durchgehend bis Varaždin an zur kroatischen Grenze. Das ist vor allem für Holländer, Belgier und Norddeutsche ein ganz wichtiges Signal. Die reisen den weiten Weg nicht für vier Tage Fahrradtour an. Der Gast fährt aber sehr wohl für zehn Tage, wenn er vier oder sogar fünf Länder durchqueren kann. Das ist für ihn interessant und das werden wir in drei Jahren haben.

Gibt es den Wiener, den Salzburger oder den Bayern, der für ein verlängertes Wochenende zum Radeln kommt oder ist das eher untypisch?

Den gibt es sehr wohl, aber weniger um den Drauradweg zu befahren, sondern der kommt dann über das Wochenende nach Velden oder an den Klopeiner See und fährt dort entweder  mit der Familie um den See oder er fährt mit dem Mountainbike.

Das ist bei uns ein ganz wichtiger Entwicklungspunkt, was die Infrastruktur betrifft. Hier hinken wie anderen Bundesländern gegenüber hinterher und haben bei weitem noch nicht das umfassend genutzt, was an Möglichkeiten in der Umgebung da ist – was die Therme betrifft und auch die Gegebenheiten am Berg mit der Seilbahn.

Wir haben zwar den längsten Trail weltweit vor zwei Jahren fertiggestellt, auf der Petzen 12,5 km. Der wird super angenommen und wir haben auch sehr viele andere Trails ausgebaut, aber im Vergleich zu Leogang, Serfaus oder Kitzbühel liegen wir noch weit hinten.


Petzen – Längster Flow Country Trail weltweit

www.petzen.net/


 

Aber Leogang, da ist doch der ganze Berg kaputt. Das sieht doch schrecklich aus?

Naja, das ist dem Mountainbiker leider egal. Der sieht das nicht so. Das wird es bei uns auch so nicht geben, weil wir beim Naturschutz bei weitem nicht so viel Freiraum haben, wie die Tiroler das durchgehen lassen oder auch in Salzburg.

Ausrüstungstechnisch ist es so: E-Bikes leiht man, Helme ebenso. Gibt es sonst noch etwas, was man unbedingt dabei haben sollte? 

Ein Handy sollte man dabei haben. Das ist logisch. Was immer dazu gehört, ist eine Regenjacke.  Man muss auf einer Tour von mehreren Tagen immer damit rechnen, dass es Wetterschwankungen gibt, vor allem, wenn man die Alpen überquert. Insofern ist Wetterschutz wichtig und Informationen.

Ein großes Plus an unseren Radwegen ist, dass bei schlechtem Wetter ganze Abschnitte mit dem Zug zurückgelegt werden können. Das muss man wissen. Diese Informationen, wie es mit der Mobilität ausschaut, wie ich zurückkomme usw. die ist entscheidend.

Ein anfängliches Problem waren Gäste, die vergessen hatten für den Rückweg Fahrradplätze in der Bahn zu reservieren. Inzwischen haben wir das mit Shuttles gelöst. Wir bringen sie bei Bedarf mit dem Shuttle über die Alpen bis nach Salzburg.

Die Problematik war, dass sich die Leute nicht informiert haben. Sie fuhren herunter ohne zu planen, wie sie zurück kommen. Wenn ich das nicht weiß, habe ich ein Problem. Da können wir Touristiker nichts dafür, aber wir müssen das Problem beheben…

Danke Paco für das Gespräch!

Offenlegung: Dieses Interview entstand im Rahmen einer Pressereise der Kärnten-Werbung. Ich bedanke mich für die Unterstützung.

Paco Wrolich - Radkoordinator Kärnten und Radprofi
Paco Wrolich – Radkoordinator Kärnten und Radprofi

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Kärnten
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