Flüela Hospiz bei Nebel

Passhotel Flüela Hospiz – Auf dem Weg von Davos ins Unterengadin

„Steil ist die Strasse. Verweile eine Weile. Die Eile der Welt macht Dich nicht glücklich." so steht ein Schild mit Kreide geschrieben vor dem Flüela Hospiz auf dem gleichnamigen Pass im Kanton Graubünden in der Schweiz. Eine Aufforderung, der es lohnt zu folgen.

b7621d6d6f2f4e0f9f6c7c31694002d72.383 m über dem Meer liegt der  Flüela-Pass und verbindet die Region um Klosters und Davos mit den Dörfern im Unterengadin. Wer von Zürich kommend in den Schweizer Nationlapark reist, findet auf dieser Route von Landquart aus den kürzesten Weg.

Durch die topografische Lage ist der Flüelapass nur im Sommer befahrbar. In den Wintermonaten, wenn der Schnee hoch liegt, bleibt dem Reisenden nur ein Umweg über andere Pässe. Dann muss man auf den Albula- oder Julier-Pass ausweichen oder er nutzt den zwar kostenpflichtigen, aber sicher auch schnellsten Weg mit dem Autozug durch den Vereina Tunnel.

Flüelapass - Schweiz

Kurven- und (normalerweise) aussichtsreich: die Passstraße

Die  Pass-Straße zum Flüela ist zumindest für einigermaßen geübte Fahrer leicht zu bewältigen. Sie ist kurvenreich, aber nicht überdurchschnittlich anspruchsvoll. Die Straße, die bergauf geht bis man Schwarzhorn (3.147 m) und Flüela Wisshorn (3.085 m) passiert, bietet landschaftlich reizvolle Aussichten. Natürlich muss das Wetter passen. (Wie man auf den Fotos sieht: Ich selber hatte weniger Glück. Die Sonnenaussicht blieb mir verwehrt.) Aber keine Sorge: im späteren Verlauf, wenn man den Pass in Richtung des Hochplateaus von St. Moritz, verlässt, dann dauert es nicht sehr lange und man erreicht eine Region, die weit mehr Sonnenstunden im Jahr vorzuweisen hat.

Aber zurück zum Flüelapass. Auf der Passhöhe angekommen, erreicht man eine Herberge, die eine Schweizer Besonderheit darstellt: ein Hospiz. Solche Hospize gibt es an vielen Orten in der Schweiz und sie bieten Reisenden schon vor seit einhundert Jahren Schutz beim Überqueren des Gebirges. Neben Speis und Trank findet der Reisende in diesen Herbergen immer eine Möglichkeit der Übernachtung weit oben im Gebirge.

Das Flüela-Hospiz wurde 1869 erbaut und dient noch heute als Passhotel.

Die Begrüßung im Gastraum ist freundlich. Also so freundlich, wie man es auf dem Berg eben erwarten kann. Wortkargheit prägt die Atmosphäre. Als Zeichen von Abneigung ist dies nicht zu werten.

Ein Blick in die Menükarte verrät: im Vorteil ist, wer nicht nur hochdeutsch versteht. Aber in einer Gegend, in der mürbe Gebäckteile als „Trockenstückli“ verkauft werden, wundert auch das nicht. Die Kost ist regional geprägt und einfach. Es gibt gehaltvolle Bündner Küche, hausgemacht und gut. Teilweise stammt das Fleisch aus eigener Jagd. Gut gesättigt kann man während und nach dem Essen den Ausblick von der verglasten Veranda auf das umliegende Bergpanorama genießen. Unvergesslich grandios.

Wer Zeit hat und nicht nur Luxusherbergen gewöhnt ist, der sollte sich den Luxus einer Übernachtung gönnen, denn das ist wirklich ein einprägsames Erlebnis. Die historischen Holzdielen, Türen und Bettgestelle knarren. Die Stuben sind einfach und relativ eng. Aber sie sind mit allem ausgestattet, was man braucht. Tisch, Schrank, Bett: eigentlich schon wieder viel zu viel für eine Nacht.

Persönliches Highlight ist die Stubentüre: keine moderne Hotelschließanlage sorgt für einen sicheren Schlaf, sondern zünftige alte Schlösser mit echten Schlüsseln. Da macht es fast schon nichts mehr aus, dass das Zimmer weder Bad noch Toilette hat. WC und Waschraum befinden sich auf dem Flur. Die Bescheidenheit wird mit einem für Schweizer Verhältnisse zivilen Preis belohnt. Auch fein.

zimmer fluela hospiz
Ein Zimmer im Flüela-Hospiz

Am Abend kehrt Ruhe auf dem Berg ein. Der Straßenverkehr kommt fast komplett zum Stillstand und die Tagesgäste sind abgereist. Wenn sich stiller Nebel über die Mauern legt und die Lichter im Haus angehen, wird es heimelig. Dann kehrt die Ruhe ein, nach der sich viele in der Großstadt oft vergeblich sehnen.

Der nächste Morgen beginnt mit einem Frühstück in der Veranda. Ein letzter Blick auf die noch immer vernebelten Berge. Etwas Enttäuschung: Hätte die Sonne nicht wenigstens heute einmal schauen können?

Die Stöcke links und rechts der Straße bezeugen, dass auf dem Pass schon bald mit dem ersten Schnee zu rechnen ist. Es wird Zeit ins Tal zu kommen.

Und trotzdem werde ich wiederkommen. Weil es einfach ist. Und schön.


Passhotel Flüela Hospiz

Familie Frei-Andrist
0041-81-4161747
Mitte Mai bis Mitte Oktober geöffnet

Passstraße Flüela
Passstraße Flüela
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Charis
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