Fichtenwipfel pflücken

Hustensaft selber machen: Rezept für Hustensirup aus Fichtenspitzen oder Rettich

Ein hartnäckiger Husten und ein kratzender Hals können den Betroffenen sehr zu schaffen machen. Doch mit einfachen Mitteln lässt sich ein bewährtes Hausmittel leicht herstellen. Der selbstgemachte Hustensaft kostet wenig, braucht nur etwas Zeit und in der Erkältungszeit lohnt sich die kleine Hausapotheke auf jeden Fall.

Die gute alte Hausapotheke steht bei mir hoch im Kurs, wenn ich mich unwohl fühle, aber nicht ernsthaft krank bin. Bereits meine Mutter behandelte Fieber mit eiskalten Wadenwickeln oder ließ mich unter dicken Federbetten ordentlich schwitzen. Erkältungen und erste Anzeichen einer Grippe wurden mit leckerem  selbstgemachten Holundersaft kuriert. Im Sommer gab es gegen Fieber frisch gepflückte Heidelbeeren, von denen ich nie genug bekommen konnte.

Auch meine Tochter kam in ihrer Kindheit in den Genuss von heißer Zitrone oder Butterpflastern, sobald sich eine Erkältung ankündigte. Alles, was ich an Wissen übernommen oder durch Gespräche und Erfahrungen neu erworben hatte, setzte ich um. Nur, dass man Hustensaft selber machen kann und dass es sogar ganz einfach ist, war mir lange Zeit nicht bewusst.

Beim Holunderbeeren pflücken
Beim Holunderbeeren pflücken

Selbst gemachte Hausmittel: Kein Ersatz für einen Arztbesuch

Während sich viele bewährte Hausmittel wie Zwiebelsaft und heiße Zitrone zu jeder Jahreszeit leicht zubereiten lassen, muss man die Zutaten für eine Hausapotheke bereits im Laufe des Jahres sammeln. Da sich der Aufwand lohnt und die Zubereitung sehr viel Spaß macht, habe ich in diesem Artikel Möglichkeiten zur eigenständigen Zubereitungen von Hustensäften zusammengefasst.

WICHTIG: Hausmittel behandeln keine schweren Erkrankungen. Ein Hustensaft kann Linderung verschaffen. Sobald Fieber oder andere Symptome hinzukommen, ist es immer ratsam, einen Arzt aufzusuchen!

Husten: Der Körper wehrt sich

Menschen empfinden einen Husten als störend, weil er mit einer Reizung einhergeht, die Stress bereitet und unangenehm ist. Dabei ist Husten lediglich eine schützende Abwehrreaktion des Körpers. Die Atemwege sollen so von von Fremdkörpern, Staub oder Schleim befreit werden.

Wie ein Husten entsteht, ist  auf der Seite „Lungenärzte im Netz“ recht verständlich beschrieben:
Wenn zum Beispiel ein Krümel oder Staubkorn in den Kehlkopf oder die tieferen Atemwege gelangt, legen sich die Stimmbänder sofort unter starker Muskelanspannung aneinander, was zu einem reflexartigen Hustenreiz führt.

Wie beim Einatmen wird das Zwerchfell angespannt und senkt sich ab. Die Lunge folgt dieser Bewegung, dehnt sich nach unten aus und saugt Luft von außen ein. Kurz vor Auslösung des Hustenstoßes wird der Kehldeckel verschlussartig über die Luftröhre abgesenkt, gleichzeitig werden die Bauchmuskeln angespannt.

Dadurch wird das Zwerchfell nach oben geschoben, so dass der Druck im Brustraum ansteigt und sich ein Überdruck aufbaut. Mit einem kräftigen Ausatmungsstoß wird dann die verschlossene Stimmritze richtiggehend aufgesprengt und der Fremdkörper aus den unteren Atemwegen nach oben gerissen und zurück in den Rachen geschleudert.“

Hustensaft selber machen: Hustensirup aus Fichtenspitzen

Fichtenspitzen wird eine lindernde Wirkung bei Katarrhen der Atemwege zugeschrieben. Die ätherischen Öle in den hellgrünen Wipfeln sollen schleimlösend und antibakteriell wirken. Außerdem enthalten die frischen Triebe viel Vitamin C, weshalb sie, im Frühjahr geerntet, ein hervorragendes Mittel gegen die aufkommende Frühjahrsmüdigkeit sind. Die ersten Triebe können frisch vom Baum gegessen werden. Eine andere Möglichkeit ist, sie in einen Salat zu geben.

Dieser Hustensirup eignet sich bei normalem Husten. Bei Asthma oder Keuchhusten sollte immer ein Arzt konsultiert werden.

Für den Hustensirup aus Fichtenwipfeln werden die Spitzen im April oder Mai gepflückt. Die Erntezeit kann durch einen späten Frühlingsanfang oder die geografische Lage (höher oder flacher gelegen) durchaus variieren.

Natur schützen!

Bitte beachten: Um die Fichten nicht zu schädigen, ist es wichtig immer nur einige wenige Triebe pro Baum zu sammeln. Sobald man merkt, dass schon jemand unterwegs war, besser einen anderen Sammelplatz suchen. Und auf keinen Fall mehrere Bäume nebeneinander leer pflücken. Der Wald wird es euch danken.

Fichtenspitzen mit Zucker: ein Dreamteam

Alles was nötig ist, sind frisch gepflückte Fichtenspitzen, ein sauberes Schraubglas (ca. 1 Liter) und die gleiche Menge brauner oder weißer Zucker (Mischungsverhältnis 1:1 zur Fichte).

Für den Hustensaft werden die gesammelten Fichtenspitzen abwechselnd mit Zucker in ein Glas geschichtet. Zum Schluß wird die Mischung noch einmal zusammengepresst und dann an einen warmen Ort gestellt. Innerhalb weniger Stunden, beginnt sich der Zucker zu lösen und es entsteht eine hellbraune Flüssigkeit. Der komplette Prozess dauert zwei bis drei Wochen. In dieser Zeit sollte sich der Zucker komplett aufgelöst haben. Damit es besser funktioniert, sollte die Hustenmischung immer mal wieder geschüttelt und gewendet werden.

Hat das so weit funktioniert, werden die eingezuckerten Fichtenwipfel vorsichtig abgeseiht. Die entstandene Flüssigkeit wird in heiß ausgespülte Flaschen gefüllt und bis zur Verwendung aufbewahrt. Der selbst gemachte Hustensirup aus Fichtenwipfeln hält sich mehrere Monate.

So kannst Du den Hustensaft verwenden

Man nimmt den Hustensaft entweder löffelweise zu sich oder kann ihn in Tee oder Wasser auflösen. Fügt man der Fichten-Zucker-Mischung einen guten Schuss Grappa oder Wodka hinzu, hält er doppelt lange. Dann eignet er sich allerdings nur für Erwachsene und sollte nicht am Morgen und nur in geringen Mengen eingenommen werden.

Hustensaft selber machen: Aus schwarzem Rettich

Das zweite Hustensaft-Rezept ist die Herstellung von Hustensirup aus schwarzem Rettich. Für dieses Heilmittel muss gar nichts gesammelt werden. Schwarzer Rettich wird im Herbst geerntet und ist schärfer, als seine weißen sommerlichen Varianten. Er enthält Vitamin C und einen Stoff, der sich Senfölglycosid nennt. Das sind schwefel- und stickstoffhaltige chemische Verbindungen, die aus Aminosäuren gebildet werden. Sie unterstützen die antibiotische Wirkung dieses traditionellen Hausmittels.

Zutaten für Hustensaft aus Rettich: eine Knolle frischer schwarzer Winterrettich, Kandiszucker und ein Glas. Das Glas sollte etwas kleiner als der Rettich sein.

Die Rettichknolle wird am Wurzelende etwa 1,5 cm dick abgeschnitten und der Deckel beiseite gelegt. Aus dem großen Teil schält man nun vorsichtig mit Messer und/oder Löffel das weiße Fruchtfleisch heraus. Es sollte immer so viel Hülle stehenbleiben, dass der ausgehöhlte Rettich nicht in sich zusammenfällt. Mein Versuch hat ca. 1 cm Wanddicke gut überstanden. Am Schluß bohrt man mit einem Spieß (chinesische Stäbchen sind dafür super) ein Loch in den Bereich, in dem vorher das Blattgrün stand.

Rettich-Sirup: Süß und hilfreich

Das herausgeschnittene Rettichfleisch wird klein gehäckselt. Das kann mit dem Messer erfolgen oder man schreddert es auf eine andere Art. Wichtig ist nur, dass austretende Flüssigkeit aufgefangen wird, denn diese ist das eigentliche Elixier.

Der ausgehöhlte Rettich wird mit dem Loch nach unten auf ein Glas gesetzt. In die Hülle füllt man abwechselnd die geschredderte Masse und den Kandiszucker. Ist sie voll, setzt man den Deckel drauf und lässt es bei Zimmerwärme stehen. In kürzester Zeit beginnt der Rettichsaft unten aus dem Loch zu tropfen. Spätestens am kommenden Tag kann man den Sirup dann löffelweise einnehmen oder in Tee aufgelöst trinken.

Wer mag, kann den Vorgang wiederholen oder mischt die restliche Rettichmasse 1:1 mit Kandiszucker. Am Folgetag wird der Brei durch ein Sieb kräftig ausgepresst. Der Effekt ist vergleichbar.

Holundersaft: Ein weiteres Hausmittel bei Erkältungen

Bücher zum Thema Hausapotheke

Viele Tipps für weitere Hustenlöser habe ich in folgenden Büchern gefunden. Sie enthalten neben Plänen, wann die Kräuter und Heilpflanzen zu sammeln sind, u.a. wissenschaftliche Erkenntnisse. Beide Bücher sind beim Südtiroler Verlag Edition Raetia erschienen und mit vielen Bildern und Verweisen sehr anschaulich gestaltet.

Buch „Alpenmedizin“ von Arnold Achmüller

Arnold Achenmüller ist Apotheker und beschäftigt sich seit Jahren mit der Volksmedizin, mit Heilkräutern und mit althergebrachten Hausmitteln. In Abstimmung auf wissenschaftliche Erkenntnisse erläutert er im Buch Alpenmedizin, wie Heilpflanzen wirken, wo man sie einsetzen kann und was sonst noch hilft, wenn man eines der genannten Leiden verspürt. Im Buch werden zahlreiche Rezepte zum Selbermachen aufgeführt. Hier ist zum Beispiel auch erläutert, wie man Zwiebelsaft als Schichtsirup selber herstellt und welche Blüten oder anderen pflanzlichen Bestandteile alternativ verwendet werden können.

An diesem Buch gefällt mir persönlich der wissenschaftliche Ansatz und der sehr verantwortungsvolle Umgang mit den Informationen. So werden unter anderm Tagesdosierungen thematisiert oder auch Neben und Wechselwirkungen untereinander nicht verschwiegen.

ISBN 978-88-7283-654-5

Preise und Verfügbarkeit des Buches*

Buch „Wickel, Salben und Tinkturen“ von Arnold Achmüller

• Das Kräuterwissen der Bauerndoktoren in den Alpen •

Auch in diesem Buch geht es um die Heilkräfte der Natur. Der 1982 geborene Brunecker hat Rezepte regionaler Bauerndoktoren zusammengetragen, auf ihre Wirksamkeit geprüft und um zeitgemässe Ratschläge ergänzt. Im Buch ist ein Sammelkalender enthalten, auf dem noch weitere Tipps zum Kräuter sammeln gegeben werden.

Es gibt Rezepte für reizlindernden Hustentee und eine Anleitung wie man Sirup aus Isländisch Moos gegen Husten und Heiserkeit selber machen kann.

Das sagt der Verlag über das Buch:
Der Schweizer Kräuterpfarrer Künzle, die Südtiroler Paßler Ursche, der Nordtiroler Kiendler und Amalia Hohenester aus Bayern haben eine Gemeinsamkeit. : Alle vier waren Bau­erndoktoren, die mit überliefertem Wissen zur Volksmedizin bekannt wurden. Das Wissen über die Heilkräfte der Natur und einen großen Fundus an wertvollen Hausmitteln haben sie ihren Hinterbliebenen und somit auch uns hinterlassen. Buchautor und Apotheker Arnold Achmüller hat Ratschläge der Bauerndoktorinnen und -doktoren gesammelt, ihren Wahrheitsgehalt bzw. ihre Wirkung geprüft und gegebenenfalls die Rezepte um alltagstaugliche und praktische Tipps erweitert. „Wickel, Salben und Tinkturen“ macht traditionelle und durch Generationen erprobte Heilpraktiken wieder neu zugänglich. So steht auch uns und den kommenden Generationen der Weg zu mehr Eigenständigkeit in Gesundheitsfragen wieder frei.

Buch-Inhalt:
Hausmittel zum Selbermachen
Neues aus der Forschung
Gliederung nach Beschwerden
Zahlreiche Abbildungen und ein Sammelkalender zum Herausnehmen

ISBN 978-88-7283-534-0

Preise und Verfügbarkeit des Buches *

Der Weg in die Apotheke kann bei guter Vorbereitung im Sommer manchmal ausfallen. Ich empfehle, mit Blick auf Weihnachten oder andere Feiertage, einen Umweg über den Bücherladen und dann in den Wald beziehungsweise raus auf die grüne Wiese.

Passt auch zur Hausapotheke: 7 Getränke zum Aufwärmen

7 Getränke zum Aufwärmen | Die besten Tipps für einen kalten Tag

Aktualisiert. Der Artikel erschien erstmalig am 29.11.2019.

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Charis
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5 Kommentare zu “Hustensaft selber machen: Rezept für Hustensirup aus Fichtenspitzen oder Rettich

  1. Franziska

    Darf man, wenn sich der Zucker nicht ganz löst, Alkohol hinzugeben? Ich habe sonst so viel sehr intensiv schmeckenden Zucker übrig und finde den zu schade, um ihn wegzuwerfen.

  2. Hast Du schon einmal probiert Spitzwegerich hinzuzufügen? Verändert das den Geschmack sehr?

    • Ich weiß, dass das empfehlenswert ist, aber habe es mangels Spitzwegerich beim Zubereiten noch nie selber probiert.

  3. susanne

    sehr informativer Beitrag

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