Almdorf Seinerzeit im Winter

Holzhacken, Schnee und Kerzenschein im Almdorf Seinerzeit

3d816db079764fe6b64336c934eb4357Patergassen | Kärnten. Wann habt Ihr zuletzt einen Lichtschalter umgelegt, beim dem es noch „KLICK“ macht? Ewig her? Und erinnert Ihr Euch noch, dass es dann zwar hell wurde, aber das Licht  nicht so grell leuchtete wie beim zeitgemäßen Halogenstrahler? Erinnert Ihr Euch, wie praktisch man etwas im Zwischenraum von Doppelfenstern kühlen kann?

Als wir vor ein paar Wochen unsere gemütliche Hütte im Almdorf Seinerzeit in Kärnten bezogen und ich das Licht genau so anschalten musste, kam mir all das schlagartig in den Sinn. Es war eine kleine Zeitreise, von der ich hier berichten will.

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Ankommen im Almdorf Seinerzeit in Kärnten

Ich träume oft von urigen Hütten: vor der Türe kann man Holz hacken, einen großen Stapel Scheite schnappen und in der Stube steht ein Ofen. Knackendes Holz, Stille, wärmendes Feuer und möglichst noch ein Sirren des Topfes auf dem Herd. In meiner Vorstellung bedient sich Romantik nicht großer Gesten. Sie kommt einfach daher und bedeutet  dennoch großen Luxus. In schlichten Berghütten kann ich sie oft finden, aber das ist mit Anstrengung verbunden und man muss die Ruhe oft mit vielen Wanderern teilen. Hier im Almdorf zahlt man für die Ruhe. Dafür hat man sie dann (fast) ganz allein.

Auf 1400 m Höhe ü.M., auf einem Hochplateau im Nationalpark Nockberge, liegt das Almdorf Seinerzeit.  Zum Millstädter See sind es ca. 50 km, eine Stunde fährt man von Klagenfurt und im Norden geht der Blick Richtung Turracher Höhe. Im Almdorf Seinerzeit werden Postkartenmotive lebendig. Die Stille der Natur mischt sich mit Hüttenromantik und Luxusangeboten unserer Zeit. Es ist ein Ferienresort, dass sich die Einfachheit des Berglebens zum Thema gemacht hat, ohne dabei mit Anstrengung verbunden zu sein.

Wir beziehen die Hütte Nummer 12. Unseren Pkw haben wir am Eingang zum Almdorf geparkt. Von nun an geht man zu Fuß. Und es sieht genau so aus, wie man sich als Stadtmensch eine Hütte wohl vorstellt: einen Hackklotz mit Beil vor der Tür, einen Holztisch und Blumentöpfe auf den Fensterbänken. Wäre Heidi mir entgegen gelaufen gekommen, ich hätte mich nicht gewundert!

 

Hüttenleben

Unsere Almhütte Alpetta ist eine von insgesamt 28 individuell ausgestatteten Hütten. Noch großzügiger sind nur die thematisch gestalteten wie Jagdhaus, Hochzeiterhütte oder die Chalets.

Anfangs erscheint es mir zu Unrecht klein, bewohnen wir doch sagenhafte 75 qm, auf denen eine Stube, eine Küche mit antikem Herd, ein Zirben-Schlafzimmer, ein Bad mit Holz-Waschzuber, eine Infrarotsauna und ein begehbarer Kleiderschrank untergebracht sind. Wir haben fließend warmes Wasser, Heizung, einen gut versteckten Fernseher, WLan und CD und einen iPod-Anschluß. Im Kühlschrank stapeln sich Champagnerflaschen – vermutlich für all diejenigen, die dem Liebesleben einen kleinen Kick versetzen wollen. Zeit füreinander hat man hier nämlich reichlich. Mir persönlich ist ein guter Schluck Rotwein gerade lieber. Von einfachem Hüttenleben ist es weit entfernt. Aber das ist auch gar nicht der Sinn dieses besonderen Hotels.

Am Abend in den Kärntner Bergen

Der Abend kommt schnell. Schließlich sind wir Ende Oktober hier und die Sonne geht entsprechend früh unter. In der Rezeption des Almdorfs hat man uns empfangen und noch ein paar Tipps gegeben. Nun müssen wir überlegen, wo wir essen wollen.

Die Hütte mit dem rustikalen Herd kommt in Frage, aber dafür wollen wir uns erst ein typisches Kärntner Gericht überlegen. Das braucht Vorbereitung! Weinkeller und die Holzknechthütte als kleinstes Restaurant der Welt, kommen nicht in Frage, weil schon ausgebucht. Vier Plätze mit fantastischem Blick auf’s Tal sind natürlich attraktiv für jeden, der hier oben seine Zeit verbringt. In den Weinkeller kann man immerhin einen Blick werfen. Auch der wäre mit dem davor liegenden Kaminzimmer sicher einen Abend wert.

Wir landen bei einer zünftigen Portion Hüttennudeln im Gasthaus Fellacher, bevor wir uns mit Holz bewaffnet an den eigenen Kaminofen zurückziehen. Nun wird es Nacht in den Bergen!

Am Morgen nach dem Sturm: Schnee!

Ein gewaltiger Sturm. Fensterläden schlugen auf, Bäume rauschten, ein tolles Naturschauspiel. Als wir wach werden, hat sich das Almdorf in eine weiße Wintermärchenlandschaft verwandelt und ich finde nun alle Verriegelungen der Doppelfenster im Dunkeln!

Vor unserer Hütte ist alles verschneit. Ich schlüpfe barfuß in meine Wanderschuhe und weil zur Zeit so wenig Gäste hier sind, wage ich mich im Bademantel bis zum Teich in der Dorfmitte. Traumausblick!

Almdorf Seinerzeit - Kärnten - Hütte am Teich
Almdorf Seinerzeit – Kärnten – Hütte am Teich

Als ich zurückschlurfe, hat unser privater Hüttenwirt bereits Kisten mit den Frühstückszutaten abgestellt. Nur noch ein paar Minuten sind es, bis der dienstbare Geist unseren Ofen entzündet und den Tisch eindeckt. Gemütlich ist es nun in der Stube, viel heller als am Vortag und beim Frühstück schaut eine Katze neidisch zum Fenster herein.

Die Sonne scheint wunderbar. Hier oben auf dem Berg ist Winter und unten im Tal ist es noch grün. Selten, dass man diesen Eindruck zweier Jahrszeiten so schön vermittelt bekommt. Es macht Spaß, herumzustromern und das Dorf zu erkunden. Lange Ausflüge in die Umgebung machen wir nicht, obwohl es sich anbieten würde, aber dafür gibt es hier zu viel zu sehen. Und auch die sonnige Terasse vor der Hütte will genutzt werden.

In AlmSpa könnte man ein Heubad nehmen. Eine Behandlung mit Kräuterstempeln klingt auch interessant. Hierfür werden Kräuter in ein Baumwolltuch gebunden und mit feuchter Luft erwärmt. Der vorher eingeölte Körper wird dann mit den Kräuterstempeln verwöhnt.

Ich besichtige die Kräuterbeete, die noch immer grün sind und schleife mein Taschenmesser nach. Vor der Hütte mit der Sauna ist ein großer Teich. Hier schwimmen Kärntner Laxn drin, die auf einer Schautafel vor dem Teich beschrieben werden.

Ich genieße es, bei einem Glas Wein in der Sonne zu sitzen und den Gedanken nachzuhängen. Man will nicht weg. Es ist einfach schön hier!

Später machen wir uns dennoch auf den Weg. Kaufen Maroni für den Abend und Kärntner Nudeln. Nun kann der Abend kommen: Wir sind bereit! Als wir zurückkommen, steht bereits ein einfaches, aber leckeres Stück Kuchen auf unserer Terasse bereit. Noch schnell Wasser kochen und die letzten Sonnenstrahlen auf der Terasse nutzen!

Am Abend heißt es wieder einkuscheln und die Ruhe genießen. Wir machen Feuer im alten Herd, kochen Nudeln in einem Emailletopf wie dazumal und rösten uns in einer handgeschmiedeten Eisenpfanne unsere Esskastanien.

Hier kann man sich zurückziehen und zur Ruhe kommen. Es ist eben alles so ein bißchen wie seinerzeit…


Almdorf Seinerzeit

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Charis
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1 Kommentar zu “Holzhacken, Schnee und Kerzenschein im Almdorf Seinerzeit

  1. Ein wunderschöner Urlaubsort mit den schönen Seiten einer „Seinerzeit“, sehr schön beschrieben!
    Ein Luxusherd, der da als Ofen steht, Badzuber und Heizung und fließend Wasser im Haus – ein dienstbarer Geist und die Kommunikation mit der weiten Welt. Seinerzeit alles bereits mehr als Luxus – ganz zu schweigen von den Fussmärschen – nur furs Einkaufen der Verpflegung,, Wäschewaschen mit der Hand und alles und jedes, was hier so einfach wie fließendes Wasser aus dem Hahn kommt war noch nicht mal Arbeit, sondern normales Leben – heute eine schöne Illusion – trotzdem ein wunderbarer Ort.

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