Schild am Haus

Feng Shui im Gasteinertal | Der Unterbergerwirt

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UPDATE 2021: Die Familie hat den Hof an die nächste Generation übergeben. Das Restaurant ist geschlossen. Es gibt jedoch weiterhin Ferienappartements, die der Idee des Feng Shui treu bleiben.

Dorfgastein. Handgeschriebene Menükarten – ein selten gewordenes Glück im Gastgewerbe. Im Unterbergerwirt in Dorfgastein ist aber so manches nicht „normal“. Auch nicht, dass neben der Menüfolge steht: Feng Shui Qualität des Tages: die SCHAUFEL: ein allgemein günstiger Tag, der vernünftige Entscheidungen fördert. Wo sind wir denn gelandet?

Vorgewarnt bin ich. Der Taxifahrer, der mich hergefahren hat, erläutert die Wirtschaft wie folgt: „Ich glaube, der macht Feng Shui mit Hausmannskost. Aber Schnitzel gibt es auch und wir gehen selber hin.“ – Und das von einem Einheimischen. Ein gutes Zeichen.

Unterbergerwirt – Feng Shui und Kühe

Dabei sieht es zunächst nach einer ganz klassischen Gastwirtschaft aus. So, wie man sie aus den ländlichen Regionen im Salzburger Land kennt. Ein dörfliches Umfeld. Den Stall vor der Türe.  Ein hübsch beleuchtetes Metallschild weist auf das Wirtshaus im Inneren hin.

Wir treten ein, werden freundlich begrüßt und in den Gastraum begleitet. Zunächst nichts Ungewöhnliches. Was die Atmosphäre im Raum jedoch von anderen unterscheidet, merken wir sehr schnell. Auf dem Tisch liegen neben den Menükarten Klangkugeln, die Gaststube ist sorgfältig dekoriert und die Musik ist ruhig. Meditativ. So, dass sie unmerklich unsere Pulsfrequenz senkt. Wir sind beim Feng Shui Wirt Hans Peter Berti im Gasteinertal.

Ich blättere ein wenig in der offiziellen Speisekarte und muss schmunzeln. Spirit of Hanf“ steht ganz oben in der Liste der besonders empfehlenswerten Getränke. An eine Hippiebude erinnert das Gasthaus aber so gar nicht und vermutlich wäre es mit einem ausuferndem Hang zu Hanf und Co auch nicht auf die Liste des falstaff oder Wirtshaus mit Herz gekommen.

Etwas Warmes zuerst

Nach einer kurzen Einführung in die Philosophie des Hauses starten wir mit einer warmen Vorspeise in die Menüfolge. Das Warme ist wichtig, denn der chinesischen Lehre folgend, wäre ein kalter Einstieg ein grober Fehler. Die thermische Wirkung der Lebensmittel wird bei der Auswahl der Speisen stets im Blick behalten (Zitrusfrüchte beispielsweise wirken kühlend – im Winter ein no go. Ingwer wärmt, ist dadurch perfekt für die Winterküche). Insofern gilt beim Unterbergerwirt immer Suppe vor Salat. Bei uns ist ein wunderbares Wallerfilet aus der Region in einer Bärlauchsuppe.

Hans Peter Berti  hat sein Feng Shui Wissen über Jahre hinweg erweitert und perfektioniert. Nach einer ersten Ausbildung in Kanada vor ca. 15 Jahren richtete er zunächst den Hof der Familie seiner Frau nach den neu gewonnenen Kenntnissen ein. Die Gaststube gehörte dazu, die eigene Wohnung und auch die Ferienwohnungen der Urlauber. Das war für Gasteiner Verhältnisse ein absolutes Novum. Vieles musste zunächst vor dem Umfeld verheimlicht werden, um nicht gänzlich als spinnert und verrückt zu gelten.

Später erweiterten beide zusammen den Einfluss der Feng Shui Grundsätze auf den Bereich der Landwirtschaft und Küche. Die Fünf Elemente Küche wurde eingeführt und prägt von nun an die Auswahl der Gerichte auf der gut gefüllten Karte mit traditioneller Salzburger Küche. Die zwanzig Kühe, die der Unterbergerwirt selber hält, haben ein gutes Leben. Aus der früheren Milchwirtschaft stellte man auf Fleischzucht um. Die Pinzgauer Rinder, die hier auf dem Teller landen, dürfen bis zum Schlachtgewicht auf der Weide und beim Muttervieh bleiben. Im Sommer bekommen sie Milch und im Winter Heu gefüttert. Das bringt ihnen den Namen Heubeißer ein, den sich Hans Peter Berti hat schützen lassen.

Saisonal und regional

Alle Gerichte beim Unterbergerwirt werden nach Angabe des Hauses aus saisonalen und regionalen Zutaten gekocht. Das fand ich nur in Teilen stimmig, denn Zuckerschoten im März und Süßkartoffelpüree erfüllen diese Kriterien aus meiner Sicht nicht. Die Qualität der Speisen lassen einen dies jedoch gern übersehen. In den Sommermonaten kommen zahlreiche Gemüse und Kräuter aus dem heimischen Betrieb. Dann lässt sich die Idee möglicherweise einfacher bedienen.

Zum Hauptgang werden wir mit Lungenbraten vom Heubeisser aus eigener Zucht mit Süßkartoffelpüree und jungem Gemüse verwöhnt. Es schmeckt ausgezeichnet. Die Portion ist groß genug, um satt zu werden und klein genug, um appetitlich auf dem Teller angerichtet zu sein. Wir beschließen unser Menü mit köstlichen Topfenknödeln mit Rhabarber und haben das Glück, den Wirt höchstpersönlich nach einem anstrengenden Arbeitstag am Tisch zu begrüßen. Hans Peter Berti holt noch einen leckeren Selbstgebrannten aus dem Keller, schwatzt ein wenig und wirkt zufrieden und voller neuer Ideen. Wer Ferien im Gasteinertal macht, dem empfehle ich einen Abstecher auf diesen Hof.

Feng Shui Fakten vom Unterbergerwirt
Sauer steht für Holz Bitter steht für Feuer Süsslich steht für Erde Scharf steht für Metall Salzig steht für Wasser Sauer geht mit Bitter. Süß – Sauer allein geht nicht. Sauer mit Süß geht nur, wenn Scharf und Salzig oder Bitter includiert sind. Ein Menü muss so aufgebaut sein, dass es mit einer warmen Vorspeise startet. Erst danach sollte ein Salat folgen. Zu viel Rohkost ist nicht gut, denn rohe Speisen sind schlechter bekömmlich. (Alle Angaben ohne Gewähr)

Lob vom GaultMillau

Der GaultMillau bestätigt dem Unterbergerwirt eine bodenständigeKüche im Jahreskreis der Natur und beschreibt das Essen so, wie ich es auch empfunden habe. Nachzulesen hier.

PS: Der Unterbergerwirt vermietet Ferienwohnungen und bietet eine Übernachtung im Himmelbett unter freiem Sternenhimmel an. Mehr Infos auf der Webseite des Hofes.

Die Unterbergerin, ehemals Unterbergerwirt in Dorfgastein

→ unterbergerwirt.com

 

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Charis
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1 Kommentar zu “Feng Shui im Gasteinertal | Der Unterbergerwirt

  1. Sauer macht lustig und die runden Ecken von Feng Shui kann man nicht überall haben – am besten immer noch bei der Lebensgefährtin. Noch ist niemand vom Essen seelig geworden – Hauptsache satt und glücklich! Meist ist das, was aus dem Mund der Mitmenschen herausgeht giftiger als das, was hineingestopft wird – da müssten Herr feng und Frau Shui mal ansetzen. Et tu Felix Austria nube! Tolle Beschreibung, die Reisefieber erweckt!.
    Andreas

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