Stille Nacht Heilige Nacht

Stille Nacht: Die Geschichte des Weihnachtsliedes aus dem Salzburger Land

„Stille Nacht, Heilige Nacht" – Wie kaum ein anderes Lied, haben diese Zeilen einen Siegeszug um die Welt angetreten, schenken Frieden in Zeiten, in denen alles unsicher scheint und verbinden Menschen unterschiedlicher Kulturen, Alter und Herkunft.

Vor 200 Jahren in Mariapfarr, einem kleinen Ort im Salzburger Land, komponiert, wird „Stille Nacht, Heilige Nacht“ bis heute auf allen Kontinenten und in über 300 Sprachen und Dialekten gesungen. Rund zwei Milliarden Menschen auf der ganzen Welt kennen und lieben das Lied, die wenigsten kennen seine Geschichte. Und die wenigsten können sich dem Zauber, der von ihm ausgeht, zumindest an einem Abend im Jahr entziehen. Wir erzählen hier kurz die Geschichte des Weihnachtsliedes Stille Nacht.

Von 1816 bis heute: Geschichte des Weihnachtsliedes Stille Nacht

Text und Melodie aus dem Salzburger Land

1816-1818
Der Hilfspriester Joseph Moor verfasst in Mariapfarr nahe Salzburg ein Gedicht mit sechs Strophen. Er bittet den Lehrer und Organisten Franz Xaver Gruber diese Zeilen zu vertonen.

Über Joseph Mohr

Joseph Mohr war das uneheliche Kind einer Strickerin und eines Musketiers der fürsterzbischöflichen Garde in Salzburg. Er wurde am 11.Dezember 1792 geboren (Steingasse 31), im Salzburger Dom (wie auch W.A.Mozart) getauft und ging dort zur Schule.

Seine Schulzeit verbrachte der Dichter des „Stille Nacht“ Liedes am Akademischen Gymnasium. Heute befindet sich dort die Universität Salzburg. Schon sehr früh konnte er sich ein kleines Zubrot als Sänger und Violinist bei musikalischen Aufführungen des Lyzeums und des Benediktinerklosters St. Peter am Fuße des Mönchsberges verdienen.

Nach dem Besuch des Priesterseminares am Makartplatz wurde er mit 23 Jahren zum Priester geweiht und durfte 1819, also noch sehr jung, im Salzburger Dom die Fastenpredigt zu halten.

Von Salzburg nach Tirol und weiter durch Europa

24.12.1818
Das Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ wird in Oberndorf, ca. 20 km nördlich von Salzburg zum ersten Mal aufgeführt. Ungewöhnlich für diese Zeit ist, dass es nicht von einer Orgel, sondern von den Klängen einer Gitarre und zwei Stimmen begleitet wird. Warum man sich für diese Vertonung entschied, ist bis heute nicht geklärt.

1819
Ein Orgelbauer aus Fügen im Zillertal lernt das Lied bei einem Arbeitsaufenthalt in Oberndorf kennen und nimmt es mit in seine Heimat das Zillertal in Tirol.

1822
Im Zillertal gibt es über die Landesgrenzen hinaus bekannte Sängerfamilien. Die Familien Rainer und Strasser nehmen das Weihnachtslied in ihr Repertoire auf, wodurch es 1822 vor Kaiser Franz I. und Zar Alexander zur Aufführung gelangt.

1824 – 1838
Die Sängerfamilie Rainer unternimmt Reisen durch Europa, wodurch sich das Lied in vielen europäischen Metropolen verbreitet. Als die Geschwister Rainer 1839 zum ersten Mal in New York auftreten, betritt auch der Liedtext von „Stille Nacht“ zum ersten Mal amerikanischen Boden.

Dezember 1831
Die Geschwister Strasser, eigentlich Handschuhverkäufer, singen das Lied an ihrem Stand auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt und bemerken, dass sich ihre Waren mit Volksliedern viel besser verkaufen lassen.

Stille Nacht wird zum Weihnachtslied

1838
Das Lied wird in ein katholisches Gesang- und Gebetbuch in Sachsen aufgenommen.

1840
„Stille Nacht“ – „Silent Night“ erscheint in einem Liederbuch in englischer Sprache.

1844
Der evangelische Theologe und Gründer der Diakonie, Johann Hinrich Wichern gründet in Hamburg das Rauhe Haus und nimmt das Lied „Stille Nacht“ in eines seiner Singbücher auf. Sein Versuch den Text des Liedes an die evangelische Lehre anzupassen, wird ihm indes nicht zur Gänze gelingen.

1854
Franz Xaver Gruber verfasst in Hallein die „Authentische Veranlassung zur Composition des Weihnachtsliedes“ und schreibt damit die Urheberschaft von „Stille Nacht, Heilige Nacht“ endgültig fest.

1866
Das Lied wird in ein „offizielles Kirchenbuch“ des Salzburger Landes aufgenommen.

Ein Weihnachtslied geht um die Welt…

1873
Auf der Wiener Weltausstellung taucht „Stille Nacht, Heilige Nacht“ als „Choral of Salzburg“ auf. – Verbreitet durch Missionare wird das Lied inzwischen auf allen Kontinenten und somit rund um den Globus gesungen.

24.12.1914
In den schlimmen Wirren des ersten Weltkrieges kommt es zu Momenten, über die die Welt noch einhundert Jahre später sprechen wird: Soldaten an der Westfront verbrüdern sich für einen kurzen Moment über die Schützengräben und singen gemeinsam das Lied „Stille Nacht“

Auch der zweite Weltkrieg ist fest mit Erinnerungen an das Lied verbunden. Franklin D. Roosevelt und Winston Churchill singen 1941 in Washington gemeinsam „Stille Nacht“, Soldaten singen es an der Front, ihre Familien in bangem Hoffen und Warten auf ihre Rückkehr daheim.

Immaterielles Kulturerbe: Stille Nacht wird endgültig als Kulturgut geadelt

2011
Das Lied „Stille Nacht“ wird auf die nationale Liste des immateriellen Kulturerbe gesetzt.

Weihnachtslied Stille Nacht: Alle sechs Strophen

1.Stille Nacht, Heilige Nacht!
Alles schläft, einsam wacht
Nur das traute hochheilige Paar.
Holder Knabe im lockigen Haar.
Schlaf in himmlischer Ruh!
Schlaf in himmlischer Ruh!

2.Stille Nacht, Heilige Nacht!
Gottes Sohn, o wie lacht
lieb aus deinem göttlichen Mund,
da uns schlägt die rettende Stund.
Christ, in deiner Geburt!
Christ, in deiner Geburt!

3.Stille Nacht, Heilige Nacht!
Die der Welt Heil gebracht,
aus des Himmels goldenen Höh’n
uns der Gnaden Fülle lässt sehn.
Jesus, in Menschengestalt,
Jesus, in Menschengestalt,

4.Stille Nacht, Heilige Nacht!
Wo sich heute alle Macht
väterlicher Liebe ergoss
und als Bruder huldvoll umschloss.
Jesus, die Völker der Welt.
Jesus, die Völker der Welt.

5.Stille Nacht, Heilige Nacht!
Lange schon uns bedacht,
als der Herr von Grimme befreit,
in der Väter urgauer Zeit.
Aller Welt Schonung verhieß.
Aller Welt Schonung verhieß.

6.Stille Nacht, Heilige Nacht!
Hirten erst kund gemacht
durch der Engel Halleluja,
tönt es laut von fern und nah:
Christus, der Retter ist da!
Christus, der Retter ist da!

Stille Nacht-Erlebnisorte im Salzburger Land

Es lohnt sich in Salzburg, im Lungau und in Tirol immer mal wieder Ausschau nach den Erlebnisorten rund um das Weihnachtslied zu halten. Einige sind in der Karte vermerkt.

Die Geschichte des Stille Nacht-Liedes in Salzburg

Geführte Stadtrundgänge führen unter anderem zum Wohnhaus, ans Priesterseminar und nach St. Peter.

Im Salzburger Dom können das historische Taufbeckens und die Orgel besichtigt werden. (täglich geöffnet). Die Orgel wurde von Carl Mauracher umgebaut. Er, aus dem Zillertal stammend, war es auch, der das Lied nach Fügen in Tirol brachte.

Am Weihnachtstag (24.12.) spielt das Salzburger Glockenspiel um 7.00, 11.00 und 18.00 Uhr die Melodie von „Stille Nacht, Heilige Nacht“.

Stille Nacht-Veranstaltungen

Rund um Salzburg finden immer wieder Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem weltbekannten Lied statt. Einen Veranstaltungskalender gibt es auf der Seite des Tourismusverbandes Salzburger Land. www.salzburgerland.com

Das schreiben andere

Inge von Travelexperience aus der Schweiz ist auf den Spuren des Liedes gereist. → Österreich und sein Weihnachtswelthit

Aktualisiert: Der Artikel erschien erstmalig am 24.12.2018.

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Charis
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1 Kommentar zu “Stille Nacht: Die Geschichte des Weihnachtsliedes aus dem Salzburger Land

  1. Volkmar Dr. Kleint

    Eine schöne, auf gesicherte Fakten abgespeckte Chronologie.
    Es ranken sich ja so viele ausschmückende Geschichten um die Entstehung – von der plötzlich mit gerissenem Blasebalg ausgefallenen Kirchenorgel bis zu dem romantischen Bild, daß daraufhin Moor und Gruber bei einer Flasche Rotwein die Lösung für diese Notlage ausbaldowerten …….schaden mögen solche Geschichten nicht, aber schon der wahre Weg des Liedes ist doch Wunder genug……….

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